Manfred Fuks    
Andreas Kunzmann
    Klaus Sinowatz 
Raumansichten der Ausstellung

"Austrian Trash And Scrap"  - Österreichische Idyllen und Mythen                                                      Ausstellung Kunsthalle Exnergasse, Wien   3/2005 
 Österreich lebt von seinen schönen Landschaften und von seiner großen Vergangenheit, Österreich lebt von seinen klischeehaften Landschaften und von seinen verlogenen Mythen, von seiner matronenhaften, ständig gebärenden Bienenkaiserin Maria Theresia und von seinem altväterlichen, Kaffeehäferl schmückenden, Völker schlachtenden Kaiser Franz Joseph I.
Österreichs Öffentlichkeit jubelt, wenn ein sklerotischer Papst den letzten, Giftgas sprühenden Habsburger Karl I. wegen der Krampfadern einer brasilianischen Nonne selig sprechen will. Der Slogan „Tu, felix Austria nube!“ verdeckt die jahrhundertlange kriegslüsterne und nach Expansion strebende Politik des Casa d` Austria.
In den Köpfen der Mehrheit der ÖsterreicherInnen  kleben die klischeehaften Bilder der zwar konservativen, aber dennoch milden und gerechten Habsburgerherrscher.
Der altösterreichische Mythos überlebte ohne größere Brüche das Ende des Dritten Reiches.
Der Sisi-Mythos diente seit den 50er Jahren als Projektionsfläche für märchenhafte Wunschvorstellungen und zur Befriedigung von Idealisierungsbedürfnissen weit verbreiteter Aschenputtel-Phantasien.
Unterstützt werden diese Vorstellungen vom zweiten Standbein der österreichischen Identität: dem idyllisierenden Landschafts- und Stadtbild. Die Klischees über Wien, Salzburg, die Wachau, die österreichischen Alpen und Seen traten im Nachkriegsösterreich ihren Siegeszug an und unterstützten in ihrer Scheuklappen-Wahrnehmung eine zurechtgeschneiderte Geschichte.
Solche verlogenen Mythen manifestieren sich im Bewusstsein einer Mehrheit der ÖsterreicherInnen als festgefügte Bilder. Diese zeigen sich nicht nur in der banalen Ausformung jedes Touristik-Shops, sondern auch in den führenden Köpfen der sogenannten Elite dieses Landes. Viele bewusste und unbewusste Handlungen werden von Menschen noch immer gemäß dieses Bilderkanons gesetzt, ob dies nun in der Alltagskultur, in den Medien oder in der Politik geschieht.

Die Gruppe S.E.N.F. möchte mit ihren künstlerischen Arbeiten und Aktionen die österreichische Ikonographie  zersetzen, indem sie mit Witz und Ironie den Bilderkanon verfremdet. Oftmals bedarf es nur kleiner „Verschiebungen“ innerhalb einer Darstellung, z.B. eines Herrschporträts, um das Klischee zu durchbrechen und die wahre Absicht seines Produzenten hervorzuholen. Die Gruppe S.E.N.F möchte die Mythen des österreichischen Alltags aufbrechen, indem sie künstlerische Medien verschiedenster Art einsetzt, seien es Tafelbild, CD, DVD- oder Videoprojektion. Außer den bildnerischen Arbeiten sollen auch akustische und musikalische Produktionen eingesetzt werden.
Mit neuen Bildern wider den österreichischen Untertanengeist!



S.E.N.F. (Manfred Fuks, Andreas Kunzmann, Klaus Sinowatz) präsentiert seine Ausstellung „Austrian Trash And Scrap. Österreichische Mythen und Idyllen“ bei der Kulturinitiative „kärnöl“ im Café Platzl in Villach

Neuerdings wurde bekannt, dass die Innenministerin  der österreichischen Republik der Studentinnenverbindung Elisabethina  angehört, die sich für eine Wiedereinführung der Monarchie stark macht. Letztes Jahr reisten Mitglieder der österreichischen Bundesregierung zur Seligsprechung Kaiser Karls I. nach Rom.
Warum sollte also die bildende Kunst in Zeiten einer konservativ-neoliberalen Regierung nicht einen kritisch-politischen Anspruch erheben und damit Tendenzen in der Kunst aufnehmen, die bereits in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchaus in diesem Bereich eine Zeit lang den Ton angaben?
Man erinnere sich dabei im Bereich der Popkultur an die politischen Comics eines Erró oder Fahlström bzw. auch an den politischen Anspruch von Beuys` sozialer Skulptur.
Das fragten sich die drei Künstler Manfred Fuks, Andreas Kunzmann und Klaus Sinowatz  im Jahre 2003 und schlossen sich zum Künstlerkollektiv S.E.N.F.(Sensuale Experimentale Normierungs-Fusion) zusammen, dessen Namen natürlich auf Neo-Dadaismus und die Wiener Gruppe verweist. Sie wollten mit den künstlerischen Arbeiten in dieser Gruppe, die sich in guter Tradition eines Kurt Schwitters über die drei Kunstgattungen der Malerei, der Literatur und der Musik erstrecken und in ihrer Einbeziehung der Alltagsrealität den totalitären Anspruch eines Gesamtkunstwerks im Sinne Richard Wagners konterkarieren, den Nachweis erbringen, dass moderne Kunst in Österreich heutzutage nicht mehr unpolitisch sein kann und auch nicht sein muss.
Nachdem nun großformatige Bilder von Nitsch und Pongratz in Ministerien und Bundeskanzleramt hängen, das Werk Otto Mühls durchaus seine hochrangigen Förderer in Politik und Kunst hat und neo-informelle und neo-expressionistische Tendenzen der nachfolgenden Künstlergeneration der österreichischen Neuen Wilden von der hohen Politik als ornamentales Beiwerk für die Expo 2005 in Japan und den Staatsbesuch des Bundeskanzlers in China instrumentalisiert wurden, ist es nun unabdingbar geworden, dass die Kunst in Österreich sich endlich von ihren formalistischen Dominanzen befreit und sich wieder auch auf Inhalte konzentriert, die diese Gesellschaft des 21. Jahrhunderts in ihren Antagonismen aufzeigt und nach Möglichkeit auch auf verschiedenen Ebenen des Privaten und der Öffentlichkeit  verändert.
Dass dabei frühere künstlerische Bewegungen ähnlicher Art nur von kurzer Dauer waren und von anderen gegensätzlichen Bewegungen abgelöst wurden, sollte bei dem Anspruch nach permanenter Revolution kein Widerspruch sein. Es werden noch viele Umwälzungen in politischer und künstlerischer Hinsicht in Zukunft notwendig sein, um die Ideen der Aufklärung in ihrer gesamten Komplexität umzusetzen.
Deshalb erscheint es nicht abwegig, dass die Kunst sich nun nach Jahren branchenimmanenter Selbstbespiegelung wieder auf das Feld der gesellschaftskritischen Auseinandersetzung mit utopisch-emanzipatorischem Anspruch begibt und sich nicht mit pseudo-pädagogischem Ästhetizismus beschäftigt.
In Österreich gibt es in dem Bereich der politisch-kritischen Kunst noch nicht viel Nennenswertes, mit Ausnahme der Gruppen „kärnöl“ in Villach und „S.E.N.F.“ in Wien. Mit Abstrichen wären vielleicht auch noch die Gruppen „gelantine“, „monochrom“ und „Deutschbauer und Spring“ zu erwähnen. Bei diesen geht es aber eher um eine Ironisierung des politischen Anspruchs von Politik, während es sich bei ersteren um eine Politisierung der Ironie handelt, also um einen Angriff auf bestehende gesellschaftliche Machtverhältnisse mit ästhetischen Mitteln.
S.E.N.F. hat sich in seiner künstlerischen Arbeit zum Ziel gesetzt, die zunehmende Ikonisierung der Politik durch eine subversive Anwendung dieser modernen Ikonen zu unterwandern und dadurch neue, kritische Zeichen zu setzen, die in Zeiten der massenmedialen Bilderflut noch Aufsehen erregen können. Bei dieser Konzeption wird auch berücksichtigt, dass vom Publikum heutzutage reflektorische Inhalte nur mehr, wenn überhaupt, über feststehende Bildzeichen rezipiert werden.
Als S.E.N.F. nun an das Thema „Österreichische Befindlichkeit“ heranging, musste die Gruppe feststellen, dass dazu in der 2. Republik auf dem Gebiete der österreichischen Literatur, angefangen von Wiener Gruppe über Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard bis Robert Menasse und Josef Haslinger, bereits sehr viel gearbeitet wurde, dass aber im Bereich der bildenden Kunst dazu höchstens das Werk der österreichischen Aktionisten, vornehmlich das Otto Mühls, dazu geeignet war, politischen Widerspruch zur herrschenden Kultur zu erregen. Dieses OEuvre ist nun aber archiviert, katalogisiert und damit auch in gewissem Sinn entschärft worden.
Wohl hat sich die österreichische Kunst mit dem Austrofaschismus, dem Nationalsozialismus und den Zuständen in der 2. Republik auseinander gesetzt, aber die Klischees über österreichische Monarchie, die österreichischen Landschaften und österreichischen Sitten feiern nach wie vor fröhliche Urstände. Ein halbes Jahrhundert österreichkritischer Literatur hat nur wenig an diesen Zuständen geändert.
S.E.N.F. möchte nun mit seinen Werken aufzeigen, dass mehr als sechs Jahrhunderte Habsburger Herrschaft mehrheitlich in diesem Landstrich einen servilen Menschentypus hervorgebracht haben, dem im Grunde genommen „olle Menschn zwida“ und alles Fremde – obwohl man ja vom Fremdenverkehr lebt – ein Gräuel ist. Zudem klebt an dieser schönen österreichischen Landschaft nicht erst seit dem Austrofaschismus und Nationalsozialismus Blut. Schon die Habsburger haben mit Gegenreformation, Inquisition und Völkerunterdrückung nicht nur ein erkleckliches Maß an „Vorarbeit“ in diese Richtung geleistet, sie haben gewissermaßen den Grundstein für Dollfuß und Hitler gelegt. Sie wurden dafür aber nie wirklich zur Rechenschaft gezogen, sondern erheben jetzt noch Rechtsansprüche auf zu Recht enteignetes Vermögen. Insofern ist eine politische und ästhetische Diskussion über Österreichs dynastische Vergangenheit nicht nur höchst aktuell, sondern geradezu ein Hebel, um einen Denkprozess in Gang zu setzen, der sowohl politische als auch kulturelle Veränderungen in diesem Land bewirkt.
Klaus Sinowatz hat dazu in der Ausstellung „Austrian Trash And Scrap. Österreichische Mythen und Idyllen“ eine Serie von zehn Collagen über verschiedene Habsburger Herrscher angefertigt, die auf Plakatgröße gebracht wurden. Auf diesen Plakaten, beginnend mit König Rudolf I. und endend mit Karl I., wird in der oberen Hälfte mit farbigen Details über die bekannten „Großtaten“ jener Herrscher berichtet, während in der unteren Hälfte in schwarzweißen Details die geschichtliche Realität ins Licht gerückt wird. In der Mitte des Bildes erscheint in einer schematisierten Sprechblase jenes geschichtliche Faktum, wofür der jeweilige Herrscher am meisten vor der Geschichte zu verurteilen ist, als Titel zum jeweiligen Herrschernamen. So wird z. B. der letzte Habsburger Herrscher Karl I. als „Giftgaskaiser Karl I.“ bezeichnet, weil er nachweislich im I. Weltkrieg  den Einsatz von Giftgas an der Isonzo-Front zugelassen bzw. befehligt hat. Darunter steht das Wort „selig“, das natürlich Bezug nimmt auf die Seligsprechung Karls I. im Jahre 2004 durch Papst Johannes Paul II. Die Ursache dieser Seligsprechung – eine brasilianische Nonne wurde durch die Anrufung des verstorbenen Karl I. fünfzig Jahre später von ihren Krampfadern geheilt – wird durch ein Skelettbein rechts in der Mitte symbolisiert. In der oberen Hälfte des Bildes wird der bigotte Katholizismus Karls I., der für viele Habsburger charakteristisch ist, durch ein Bild der Mutter Gottes, durch ein Hochzeitsbild mit seiner Gattin Zita und viele kitschige rosa Rosen dargestellt. In der unteren Hälfte sieht man die schwarzweiße Wiedergabe eines Frontbildes, auf dem Karl I., umgeben von seinen Offizieren, auf einer Straße geht, auf der man einige zugedeckte Leichen liegen sieht. Gerade dieses Bild gewinnt durch die Seligsprechung durch den Papst größte politische Aktualität, weil hier plötzlich im Sinne eines Rollback politische Verhaltensweisen, die man als schon längst überholt erachtet hat, zu „Tugenden“ erklärt werden. In der Gesamtschau wird durch die Ironisierung diese politische Absicht umgedreht und damit für jeden denkenden Betrachter ad absurdum geführt.
Auch bei den sogenannten Anti-Zitat-Bildern wird von Klaus Sinowatz das Prinzip der Umkehrung verwendet. Grundlage der Serie von elf Bildern ist ein mit Hilfe eines Stencils gespraytes, schematisiertes Konterfei von Kaiser Franz Joseph I. in Schwarz auf einem ein- färbigen Hintergrund, umgeben von einem gesprayten, diffusen schwarzen Rahmen. Unter diesem Bild des Kaisers, das in seiner Erscheinungsform an Grafitti erinnert, befindet sich eine Inschrift aus getrocknetem Senf, die jeweils die gegenteilige Aussage eines Kaiser-Zitats enthält. So ist z. B. auf einem grünen Bild mit schwarzem Kaiserkopf die senfbraune Inschrift zu lesen. „Es war nicht schön“. Durch diese Umkehrung eines bekannten Kaiser-Ausspruches wird einerseits das historische Wort ironisiert und andererseits durch die Antithese im Hegelsche Sinne die tatsächliche Wahrheit erkennbar. Durch die Wiederkehr des immer gleichen Kaiserkopfes entsteht zugleich eine Anspielung auf die seriellen Siebdruck-Porträts von Andy Warhol.
Die Computergraphiken von Andreas Kunzmann funktionieren nicht wie bei Sinowatz nach dem Prinzip der Umkehrung, sondern nach dem der Verrückung. Bekannte Fotosujets werden von Kunzmann mit neuen, oft nur kleinen Details erweitert, sodass ein völlig überraschender Kontext entsteht. Bei seinen „88 Patrioten“ zeigt Kunzmann die österreichische rot-weiß-rote Fahne in hochgestellter Form. Auf dem weißen Mittelstreifen sitzen achtundachtzig kleine schwarze Fliegen. Nicht nur, dass das Bild trotz seiner Künstlichkeit einen hohen Gehalt an Realismus aufweist, da sich Fliegen erfahrungsgemäß durchaus gerne auf weiße Stoffflächen setzen, besitzt es überdies auch ein hohes Maß an Symbolkraft, da Fliegen immer gerne durch den Duft von Fäkalien angezogen werden und damit auch auf Österreichs braune Vergangenheit verweisen. Zugleich symbolisieren die Fliegen selbst auch Österreichs Beteiligung am 3. Reich, da die Zahl „Acht“ im Alphabet den Buchstaben „H“ bedeutet. „88“ steht somit für „H H“ und damit gleichbedeutend für „Heil Hitler“, ein Kürzel, das sehr gerne von Neonazis verwendet wird. Die hochgestellte Form der Flagge ist aber zugleich ein Hinweis auf ihren Ursprung als Babenberger Bindenschild, deren Entstehungssage, die auch noch immer Volksschulkindern aufgetischt wird, vorgibt, die roten Streifen wären in Wirklichkeit Seldschukenblut aus der Zeit der Kreuzritter.
Eine anderes Foto von Kunzmann zeigt eine in Schönbrunnergelb lackierte Straßendampfwalze, die auf einem geschotterten Baugelände steht und auf ihrer Fahrertür das schwarze k. u. k. Wappen mit dem doppelköpfigen Adler trägt. Das Bild hat den Titel
„k. u. k. Dienstfahrzeug“, womit einerseits die Trägheit und Unbeweglichkeit der Habsburger Herrschaft ausgedrückt wird, andererseits aber auch Brutalität mit der durch Zwangskatholisierung und Imperialismus alles niedergewalzt wurde, was sich dieser entgegenstellte. Das Bild besitzt also die Doppelbödigkeit einerseits des Gemütlichen und Ironischen und andererseits der brutalen Macht.
Auch Manfred Fuks’ Bilder entstehen am Computer und auch hier werden vorgegebene Fotos verwendet, allerdings, anders als bei Kunzmann, in collagenartiger Form und mit kurzen Texten versehen, die die Form eines Inserts besitzen. Fuks setzt auch Filter ein, wodurch die Fotos die Oberflächenstruktur von Gemälden erhalten. Eines seiner Bilder zeigt ein Foto eines großformatigen Dolomiten-Panoramas, das von einer Vignette umgeben ist und diese rahmenartige Struktur den Gemälde-Charakter des Gesamtbildes unterstreicht. Die weißen Berge, umkränzt von dunkelgrünen Nadelbäumen, werden in strahlendem Sonnenlicht gezeigt und das ganze Foto könnte auch für die Tourismuswerbung eingesetzt werden, würde es nicht auf den Vignetten oben und unten von einer blutroten Schrift umrahmt sein, die folgenden Inhalts ist: „Wer die Kunstgeschichte nicht kennt, ist verdammt, sie zu wiederholen.“ Fuks spielt hier natürlich einerseits auf die Realismus-Debatte an, die die Kunstgeschichte spätestens seit der Erfindung der Fotografie bis zum heutigen Tag begleitet, deren Obsoletheit aber gerade angesichts der Technik der Computergraphik schon längst eingetreten ist. Auf der anderen Seite bezieht sich Fuks in paraphrasierender Weise auf das Wort, dass der, der aus Geschichte nichts lerne, gezwungen sei, sie zu wiederholen, was ja angesichts der Geschichte Österreichs unter Einbezug seiner dynastischen Epoche sich als durchaus zutreffend erweist. Zugleich wird aber durch das Bild der kitschige Landschaftsvoyeurismus, von dem Österreichs Fremdenverkehr lebt, hinterfragt, da ja gerade die Dolomiten Schauplatz für die blutigsten Schlachten der Donaumonarchie im I. Weltkrieg waren.
Ein anderes, kleineres Bild von Fuks zeigt im Hochformat in seinem Zentrum die Umrisse einer amorphen Figur; im Hintergrund sind links und rechts Säulenstücke eines dorischen Tempels erkennbar. Die Bildelemente werden durch eine gelbe Schrift ergänzt, deren Inhalt „Fuck Monotheism“ die engelhafte Aura der amorphen Figur konterkariert. Das Insert in seiner imperativen Form weckt natürlich Assoziationen zur imperialen Funktion von Religion im Allgemeinen und zu der monotheistischer Religionen im Besonderen und vor allem auch daran, dass die Habsburger den Katholizismus nicht nur als Herrschaftsinstrument instrumentalisierten, sondern auch stets bereit waren, ihn mit allergrößter Grausamkeit und Härte durchzusetzen. Dieses Bild ist durchaus auch als Verneigung vor den Opfern der Geschichte, aber auch als Kampfansage an alle religiösen Fundamentalismen zu sehen, die heutzutage immer mehr alle Bereiche der Politik beherrschen. Das knallige, rotgelbe Insert „Coming soon!“, das an ein Kinoplakat erinnert, besagt, dass uns dieses Thema in Zukunft nicht nur alle weiterhin beschäftigen wird, sondern dass auch S.E.N.F. sich als nächstes Projekt das Thema „Religion“ vornehmen wird, natürlich auf  S.E.N.F.-spezifische Weise.

Nicki Brudersohn

                                                     home